Richtig Streiten – Streitkultur in der Familie

Louisa Eberhard

Aus einer kleinen Diskussion kann schnell ein waschechter Streit vom Zaun gebrochen werden. Wie Sie in Ihrer Familie trotzdem auf einer respektvollen Ebene bleiben können, erfahren Sie hier.

Wir kennen es alle – eine kleine Diskussion zum Thema Tisch decken, Zähne putzen, Hausaufgaben oder eine freche Antwort können schnell in einen richtigen Streit ausarten. Besonders in Familien kann sich die Stimmung schnell mal aufheizen, schließlich nehmen sich Kinder (und auch Eltern!) unbedachte Äußerungen sehr viel mehr zu Herzen, wenn sie von Menschen kommen, die einem viel bedeuten. Vollkommen verständlich, schließlich liegt uns die Meinung unserer Lieben am Herzen. Außerdem ist Streit generell betrachtet erstmal nichts Schlechtes und völlig normal – wir sind schließlich alle keine Engel – solange gesund gestritten wird. Denn beim Streiten erfahren wir viel über die Bedürfnisse des Gegenübers. Streits sind deshalb für die Entwicklung von Kindern aber auch von zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig, solange als Ziel die Lösung des Konflikts gilt.

Problematisch wird es erst, wenn Äußerungen getätigt werden, die die andere Partei herabwürdigen, verletzen oder ihr das Gefühl geben, nicht ernst genommen zu werden. Um dies zu vermeiden, können beim Streiten in der Familie ein paar Regeln aufgestellt und ein paar Dinge bewusst beachtet werden.

Unsere Streitregeln für die Familie:

1. Jedes Familienmitglied zählt

In einer Streitsituation ist es wichtig, die Meinung und Gefühle jedes Familienmitglieds zur Kenntnis und auch ernst zu nehmen. Auch Sie kennen sicherlich die Situation, dass man aus Genervtheit oder Stress einen (vielleicht vermeintlich unnötigen) Streit einfach beenden und der anderen Partei – entweder den Kindern oder dem Partner – das Wort abschneiden möchte. Hier kann helfen, sich als Familie die Regel aufzustellen, jedes Mitglied zu Wort kommen und aussprechen zu lassen. So hat am Ende niemand das Gefühl, dass die eigenen Gefühle nicht wichtig sind. Die Streitregeln lassen sich meist besser befolgen, wenn sie einmal schriftlich festgehalten und von jedem Familienmitglied unterschrieben wurden.

2. Beleidigungen komplett vermeiden

Beleidigungen und Schimpfwörter haben in einem Streit auf Augenhöhe nichts zu suchen, das gilt sowohl für Ihre Kids als auch für Sie als Eltern. Auch das fällt nicht immer leicht, wenn man erstmal so richtig in Rage ist, doch treffen Beleidigungen meist tiefer, als sie gemeint sind. Je nachdem, wie alt Ihre Kinder sind, müssen diese erst noch lernen, dass auch Worte verletzen können. Hier können Sie als Vorbilder vorleben, dass Beleidigungen in einem Streit nicht infrage kommen. Kritisiert werden darf natürlich: Allerdings ist speziell für Sie als Mama oder Papa wichtig, darauf zu achten, dass Sie nur das Verhalten Ihres Kindes kritisieren, nicht seine Persönlichkeit selbst. So hat Ihr Kind trotzdem die Sicherheit, dass Sie es lieben oder schätzen, wie es ist. Kritik an der Persönlichkeit selbst würde  auf Dauer das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl des Kindes schwächen.

3. Entschuldigungen annehmen

Eine weitere wichtige Regel: 5 auch mal grade sein lassen. Wenn sich für ein Fehlverhalten entschuldigt wurde, verschwinden natürlich nicht automatisch alle Wut oder schlechten Gefühle. Trotzdem sollte diese Entschuldigung gewürdigt und angenommen werden: Es bringt keinem der Beteiligten etwas, das gleiche Fehlverhalten wieder und wieder anzusprechen, obwohl es längst eingesehen wurde. Im Gegenteil: Wenn Kinder das Gefühl bekommen, Ihre Entschuldigung hätte keinen Wert, stellt sich eher Trotz ein, was zu einem weiteren Streit führen kann.

4. Streit reflektieren

Jeder Streit ist auch irgendwann vorbei und aus jedem Streit kann man (wie aus fast allen Situationen im Leben) lernen. Nach einem Streit ist es ratsam, nachträglich noch einmal die Situation zu reflektieren: Wie kam es überhaupt zu dieser Streitsituation? Habe ich vielleicht Dinge gesagt oder getan, die ich nächstes Mal vermeiden möchte? Und wurde die Streitursache geklärt, um zukünftige Streits zu diesem Thema vermeiden zu können? Auch als Familie diese Dinge zu besprechen, kann hilfreich für das Gemeinschaftsgefühl sein.

Nach Regen folgt auch wieder Sonne
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Streit gehört zum Leben dazu. Solange der gegenseitige Respekt füreinander klar erkennbar ist, ist Streit auch gesund. Vor allem für Sie als Eltern kann es helfen, sich ein paar Regeln oder Merkmale zum Streiten präsent aufzuhängen, beispielsweise am Kühlschrank. So wird die Anleitung zum „richtig Streiten“ (von Eltern und Kindern) schnell verinnerlicht und das Risiko, jemanden zu verletzen, geringer.

Bei scoyo lernen Kinder spielerisch nicht nur alle wichtigen Themen im Lehrplan, sondern auch viel buntes Allgemeinwissen. Zum Beispiel, wie man Konflikte gut meistern kann. Spielen Sie selbst:

Fair-Play-Regeln für Konflikte

So lernen Kinder, wie sie einen Streit lösen können.

Und in unserem Podcast haben wir noch mehr Ideen und Anregungen für viel Harmonie im Familienalltag:

 

Louisa Eberhard

Louisa Eberhard kommt aus Berlin und studiert nun in Hamburg Sozialwissenschaften. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themen Erziehung, Bildungswesen und Familienalltag.