Montessori-Schule: Ja oder Nein? Das Konzept im Überblick

Katharina Looks

Keine Noten, Freiarbeit und gemischte Jahrgänge: Alltag an einer Montessori-Schule. Doch ist diese Schulform geeignet für Ihr Kind – ja oder nein? Bildungsexpertin Uta Künkler klärt auf.

Regelschule oder alternative Schulform … Die Schullandschaft in Deutschland ist unübersichtlich und ein kompliziertes Feld, gerade für Eltern, die noch nicht wissen, welche Schulform für ihr Kind die Richtige ist. Doch wenn sie sich frühzeitig informieren, fällt es ihnen leichter, eine passende Schule für die Kleinen zu finden.

Uta Künkler, Bildungsexpertin bei www.besser-bilden.de, stellt hier das Montessori-Konzept vor und erklärt, was eine Montessori-Schule ist und was sie besonders macht. So können Sie als Eltern besser entscheiden: Montessori, ja oder nein?

In diesem Artikel

1. Montessori-Schule im Trend

Montessori-Pädagogik in Kindergarten und Schule ist über 100 Jahre alt undwahrlich nichts Neues. Doch nach den schlechten Ergebnissen der PISA-Studien erfährt das Lernen nach dem Montessori-Konzept einen neuen Trend. Im gesamten Bundesgebiet und auch im europäischen Ausland und den USA schießen Montessori-Schulen und -Kitas seit einigen Jahren regelrecht aus dem Boden.

Weit über 500 Schulen in Deutschland arbeiten mittlerweile ausschließlich nach den Prinzipien der italienischen Ärztin Dr. Maria Montessori. Auch in vielen öffentlichen Regelschulen übernehmen die Lehrer immer mehr Aspekte aus dem Montessori-Konzept. Im vorschulischen Bereich haben sich noch weitaus mehr Kindergärten, fast ausschließlich oder in Teilen, die Montessori-Pädagogik auf ihre Fahnen geschrieben. Und die Zahl steigt stetig.

Der Grund: Immer mehr Eltern zweifeln, ob ihr Kind in einer Regelschule richtig aufgehoben ist und ob es dort individuell genug gefördert wird.

Vielleicht haben Sie auch schon überlegt, ob der übliche Weg über Sprengelschule (Schule, die am nächsten zur Familie liegt) und Kindergarten in der Nachbarschaft der passende für Sie und Ihr Kind ist, oder ob es doch eine Überlegung wert wäre, sich mit dem Montessori-Konzept vertraut zu machen?

Die meisten Mütter und Väter sind mit dem Vokabular der Alternativpädagogik noch nicht vertraut und wissen selten, was eine Montessori-Schule ist. Grund genug, einmal mit den Vorurteilen aufzuräumen und die Prinzipien der Montessori-Pädagogik genauer zusammenzufassen – um allen Interessierten die Antwort auf die Frage “Montessori  ja oder nein?” zu erleichtern.

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2. Was ist eine Montessori-Schule? 

In unseren Ratgebern zur Schulwahl finden Sie viele Tipps und Checklisten, um die passende Schule für Ihr Kind zu finden, inklusive Leitfaden durch den Schultypen-Dschungel:

Maria Montessori schrieb in ihrem Werk “Die Entdeckung des Kindes” ihre Erkenntnisse aus jahrelanger Forschung mit behinderten und gesunden Kindern nieder. Das war im Jahr 1909. Seither hat es einen unbestrittenen Platz in der pädagogischen Weltliteratur eingenommen. Doch was sind die bahnbrechenden Erkenntnisse, die die Ärztin Maria Montessori darin festgehalten hat? Was ist eine Montessori-Schule?

Das Montessori-Konzept setzt auf Selbstbestimmtheit, den natürlichen Wissensdurst der Kinder zu fördern und kritisiert starre Stundenpläne. Ein zentraler, wenn nicht der wesentlichste, Kerngedanke in Montessoris Arbeit lautet: “Hilf mir, meine Arbeit selbst zu tun.” Hinter diesem viel zitierten Satz steht das tiefgründige Vertrauen darauf, dass Kinder per se einen natürlichen Drang haben, zu lernen und zu wachsen.

Denn: Wer kennt sie nicht, diese intensive Konzentration, mit der ein Kleinkind einen Marienkäfer untersuchen kann oder die unablässige Neugierde, mit der Kindergartenkinder ihre Eltern mit Fragen über Gott und die Welt bis an den Rand ihrer eigenen Erklärfähigkeiten bringen können? Eine Würdigung eben dieses unbändigen Drangs steht hinter Montessoris Haltung dem Kind gegenüber.

Aufgabe der Erwachsenen ist es, laut Maria Montessori, diesen Drang zu erhalten und zu nähren, indem eine geeignete Umgebung geschaffen wird. In der Praxis heißt das: Eltern und Pädagogen sollen dem Kind Spiel- und Arbeitsmaterialien bieten, die sein ganz individuelles (Lern-)Interesse ansprechen

Keinesfalls sollte das Kind überfordert oder aus der tiefen Konzentration für eine bestimmte Sache herausgerissen werden, nur um seine Aufmerksamkeit auf etwas völlig anderes zu lenken. Der klassischen Schulbetrieb, bei dem für alle Kinder gleichzeitig in der ersten Stunde Rechnen und in der zweiten Stunde Lesen auf dem Stundenplan steht, wird im Montessori-Konzept stark kritisiert. 

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Die Abkehr vom Frontalunterricht, hin zu Freiarbeit – Montessori-Schulen regen zur konzentrierten Eigenbeschäftigung an.

Maria Montessori ist davon überzeugt, dass Lernen nur über die Sinne führen kann. Kinder lernen demnach am einfachsten durch konkretes Handeln mit konkreten Materialien. Vereinfacht gesagt bedeutet das Montessori-Konzept die Abkehr vom Frontalunterricht. Das Kind soll selbst motiviert tätig werden und nicht den Worten der Lehrer oder Erzieher nacheifern. Dieses Prinzip der Montessori-Pädagogik lässt sich mit einem bekannten Wort von Konfuzius veranschaulichen: “Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.”

Immer häufiger wird in der entwicklungspsychologischen Literatur von “sensiblen Phasen” oder “Perioden” geschrieben. Gemeint sind Zeitspannen, in denen Kinder eine besonders hohe Bereitschaft und Fähigkeit für bestimmte Lerninhalte zeigen.

Diesem Umstand will die Montessori-Pädagogik Rechnung tragen: Brennt ein Kind beispielsweise gerade für mathematische Zusammenhänge, während ein anderes zur gleichen Zeit besonders für sprachliches Lernen offen ist, werden beide Schüler gleichermaßen nach ihrem Interesse gefördert.

Genau diesem Ziel kommen Schulen, die nach dem Montessori-Konzept arbeiten, in der sogenannten Freiarbeit nach. Während dieser Zeit suchen sich die Kinder selbst das Thema aus, mit dem sie sich gerade beschäftigen wollen und erarbeiten so bestimmte Lerninhalte nach ihrem eigenen Empfinden.

Hat ein Kind die Möglichkeit und die Freiheit, seine sensiblen Phasen individuell und optimal zu nutzen, fällt es ihm besonders leicht, sich auf eine Tätigkeit oder ein Lernthema zu konzentrieren. Dieser tiefen Konzentration misst Maria Montessori große Bedeutung bei. Sie beschreibt die “Polarisation der Aufmerksamkeit” als “das Aufgehen in einer Arbeit, einer konzentrierten, frei gewählten Arbeit, die die Kraft hat zu konzentrieren und, anstatt zu ermüden, die Energien, die geistigen Fähigkeiten und die Selbstbeherrschung erhöht.” Denn in Phasen voller Konzentration gewinnt ein Kind, laut Montessori, Wissen und zugleich Selbstvertrauen.

Ziel des Montessori-Konzepts ist es daher, konzentrierte Beschäftigungen zu ermöglichen. Die Einrichtungen versuchen, mit einer auf den Entwicklungsstand des Kindes optimal angepassten Umgebung, auf diesen Anspruch zu reagieren. Bei Montessori, egal ob Kindergarten oder Schule, arbeitet man daher überwiegend mit Lehr- und Übungsmaterial, das zur Eigenbeschäftigung anregt und den Kindern Selbstkontrolle ermöglicht.

3. Montessori-Schule, ja oder nein? Das Konzept kurz & knapp erklärt

Hier finden Sie die grundlegenden Unterschiede des Montessori-Konzepts im Vergleich zu Regelschulen aufgelistet, damit Sie die Frage: “Montessori, ja oder nein?” besser beantworten können. 

►Keine Noten

Die Leistungen der Kinder werden in Schulen, die nach dem Montessori-Konzept handeln, nicht mit Zensuren bewertet. Stattdessen werden regelmäßig Einschätzungsgespräche mit den Lehrkräften geführt und die Schüler erhalten jeweils zum Halbjahr und zum Jahresende einen Leistungsbericht in Schriftform. Außerdem wird für jeden Schüler ein sogenannter IzEL-Bogen (Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess) geführt. Dieser bildet den Lernfortschritt sowie das Sozial- und Arbeitsverhalten detailliert ohne Schulnoten ab. 

►Jahrgangsmischung

Schülerinnen und Schüler arbeiten in jahrgangsgemischten Gruppen, Erst- und Viertklässler sind also gemeinsam in einer Gruppe. Dadurch soll nicht nur Individualität gefördert, sondern, durch die Kooperation mit anderen, das soziale Miteinander gestärkt werden. Das Prinzip: Die Kleinen lernen von den Großen. 

►Freiarbeit

Ein zentrales Element des Montessori-Konzepts ist die Freiarbeit. Während dieser sucht sich jeder Schüler eigenverantwortlich eine Beschäftigung mit Lernmaterialien. Die Lehrkräfte geben keinen Stoff vor und stehen den Kindern lediglich bei Problemen und Fragen als Helfer zur Seite. So übt Paul beispielsweise gerade mit dem Schreibstift, Marie spielt ein Wortartenspiel und zur gleichen Zeit lernt Hanna Division im Hunderterraum. Da die Kinder möglichst konzentriert und eigenständig arbeiten sollen, ermöglichen fast alle Montessori-Materialien eine Hilfe zur Selbstkontrolle. 

►Kein Frontalunterricht

In der Montessori-Pädagogik wird Individualität und Selbstständigkeit groß geschrieben. Daher wird man dort Frontalunterricht so gut wie nie finden. Im Gegensatz zur Regelschule erledigen nicht alle Kinder zur gleichen Zeit dieselben Aufgaben. Vielmehr soll in Einzelarbeit jedes Kind nach seinem persönlichen Wissensstand und Lerntempo arbeiten. 

►Schulabschluss

Grundsätzlich können Kinder einer Montessori-Schule alle staatlichen Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis hin zum Abitur ablegen. Allerdings müssen sie in aller Regel die Prüfungen als externe Prüflinge an den staatlichen Schulen absolvieren. Über den staatlichen Schulabschluss hinaus legen die Schüler am Ende der neunten Klasse zusätzlich einen Montessori-Abschluss ab. Kernelement ist die sogenannte “Große praktische Arbeit”.

►Schulwechsel an die Regelschule

Durch seine starke Orientierung an staatliche Lehrpläne besteht beim Montessori-Konzept eine gute Möglichkeit, auf die Regelschule zu wechseln. An staatliche Grundschulen ist er in aller Regel problemlos möglich. Der Übertritt auf weiterführende Schulen ist prinzipiell auch jederzeit möglich, jedoch meist mit Probeunterricht und/oder Kenntnis-Prüfung in höheren Jahrgangsstufen verbunden. 

4. Tipps von der scoyo-Redaktion: Welche Schule für mein Kind?

Montessori-Schule – ja oder nein für mein Kind?

Der Besuch einer Montessori-Schule ist generell für jedes Kind geeignet.

Pro: Hat Ihr Kind z. B. Mühe, dem oft starren Unterricht an einer staatlichen Schule zu folgen, könnte das freie Lernen ohne Druck gut tun.

Contra: Gleichzeitig gibt es jedoch wenig Regeln und Strukturen, was für Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten eine Belastung darstellen könnte.

Wichtig zu wissen: An Montessori-Schulen wird, wie bei den meisten alternativen Schulformen in Deutschland, ein starkes Engagement der Eltern vorausgesetzt. Infos und Fakten zu der Anmeldung, den Kosten etc. an einer Montessori-Schule finden Sie hier

Mehr Informationen: montessori-deutschland.de

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Über die Autorin

Bildungsexpertin Uta Künkler © www.besser-bilden.de Uta Künkler ist Bildungsexpertin und Redakteurin für besser-bilden.de, ein Online-Magazin zu den Themen Bildung, Schule, Familie und Erziehung samt Ratgeber und Mutter-Blog. Was gibt es für alternative Schulkonzepte? Welche Schule ist die richtige für mein Kind? Auf www.besser-bilden.de gibt’s die Antwort.

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.