So gelingt ein gutes Eltern-Lehrergespräch – die besten Tipps

Katharina Looks

Kinder merken, wenn Eltern und Lehrer an einem Strang ziehen. Das sorgt für ein gutes Gefühl. Ein erfolgreiches Eltern-Lehrergespräch ist hierfür die Basis. Wir haben Tipps für einen gelungenen Austausch!

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scoyo: Warum sind regelmäßige Eltern-Lehrergespräche wichtig? 

Falko Stolp: Die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist die Säule für erfolgreiches Lernen in der Schule. Regelmäßige Gespräche schaffen Transparenz und Aktualität bezüglich Leistungsstand und Lernfortschritte der Kinder.

Außerdem bilden sie die Basis für ein vertrauensvolles Verhältnis. Dadurch können Eltern und Lehrer schnell auf Besonderheiten wie eine veränderte häusliche Situation reagieren.

Regelmäßige Lehrergespräche haben auch den Vorteil, dass es keinen besonderen Anlass geben muss, damit sich ausgetauscht wird. Viele Eltern werden ja sonst vor allem in die Schule geladen, wenn es etwas Negatives zu berichten oder diskutieren gibt.

Bei kontinuierlichen Lehrergesprächen merken Kinder, dass Eltern und Lehrer zusammenarbeiten. Das gibt ein gutes Gefühl.

scoyo: In welchem Rahmen ist eine Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern angemessen?

Falko Stolp: Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern sollte man nicht übertreiben. Bestimmte “Konflikte” zwischen Schülern und Lehrern sollten auch in diesem Rahmen gelöst werden. Dazu gehört zum Beispiel, wenn der Schüler keine Hausaufgabe gemacht oder er sich im Ton vergriffen hat. 

Tipps für ein erfolgreiches Eltern-Lehrer-Gespräch gibt es übrigens auch in unserer Checkliste Elterngespräch, die wir gemeinsam mit Falko Stolp erstellt haben.

Dieses Problem kann der Lehrer mit dem Schüler auch im Vier-Augen-Gespräch mit einer Vereinbarung klären und muss nicht gleich die Eltern anrufen. Die Schule ist dazu da, so etwas auch allein hinzubekommen. Denn die Eltern müssen tagsüber arbeiten und sich darauf konzentrieren.

Wenn sich die Kinder untereinander streiten, sollten sie auch lernen, diese Probleme selbst zu lösen. Erst wenn das nicht geht, können die Erwachsenen helfen. In all solchen Situationen ist Fingerspitzengefühl notwendig.

An der Schule gibt es gemeinsame Regeln und eine Hausordnung, die im günstigen Falle auch durch alle (Schüler, Lehrer, Eltern) aufgestellt worden sind. Diese als Eltern im Einzelfalle abändern zu wollen, ist nicht gut. Die Eltern sollten generell für das Handeln des Lehrers Vertrauen aufbringen (er denkt sich was dabei). Im Notfall kann man sich ja bestimmte Handlungsweisen oder Anordnungen erklären lassen.

Auch sollten Eltern Planungen der Schule nicht durcheinander bringen, zum Beispiel wenn ein Sportfest geplant ist und es an dem Tag regnet. Viele Eltern werden da hektisch und unruhig, schicken vielleicht die Kinder nicht zur Schule oder wollen der Schule erzählen, was zu machen ist. Das müssen sie nicht. Die Schule ist meist professionell genug, auf alle Eventualitäten zu reagieren. Und auch wenn es Eltern schwer fällt, zu ertragen, dass ihr Kind mit der Klasse doch bei 18°C ins Schwimmbad geht, sollten sie das tolerieren.

Einmischen sollten sich Eltern auch nicht bei der Bewertung. Es ist jedoch ok, sich bestimmte Sachen erklären zu lassen.

scoyo: Wie bauen Eltern im Gespräch einen guten Kontakt zu Lehrern auf?

Falko Stolp: Für alle Beteiligten ist es wichtig, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen. Die Eltern sollten ihre eigene Schulbiografie außen vor lassen, besonders wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Eltern sollten davon ausgehen, dass die Schule heutzutage eine andere ist, als zur eigenen Schulzeit. Und Vorurteile haben auf allen Seiten auch nichts zu suchen.

Gemeinsames Grundziel für Eltern und Lehrer ist es, eine möglichste optimale Entwicklung der Kinder zu erreichen.

scoyo: Wie sollte ein konstruktives Eltern-/Lehrergespräch aussehen? Was sind Ihre Tipps? 

Falko Stolp: Für ein konstruktives Gespräch sind Eltern und Lehrer gleichermaßen verantwortlich und das Bewusstsein dafür muss auch bei beiden vorhanden sein. Emotionales Handeln aufgrund von irgendwelchen Geschehnissen sollte vermieden werden. Also erst langsam bis 10 zählen und dann überlegen, wie man sich ausdrückt.

Das Lehrergespräch muss einen roten Faden haben, also konkrete Sachverhalte beinhalten, die besprochen werden sollen. Das Ziel einer Lösungsfindung sollte dabei immer im Auge behalten werden. Der Lehrer als “Profi” muss, ohne die Augenhöhe zu verlassen, dafür sorgen, dass die Gesprächskultur gewahrt bleibt und dass das Lehrergespräch nicht unnötig in die Länge gezogen wird. Wenn Inhalte sich ständig wiederholen, muss ein Ende angestrebt werden.

Bei konstruktiven Elterngesprächen sollten Vergleiche mit anderen Schülern oder Leistungen vermieden werden.

scoyo: Wie sprechen Eltern Problematisches an, zum Beispiel wenn sie eine bestimmte Note nicht nachvollziehen können?

Falko Stolp: Problematisches erst mal sacken lassen und dann die Sicht des Kindes erfragen. Man sollte aber nicht erlauben, dass das Kind einen Keil zwischen Lehrer und Eltern treibt. Eltern dürfen nicht schlecht über die Lehrer (vor allem vor dem Kind) reden. Das gilt natürlich auch für die Lehrer hinsichtlich der Eltern. Es sollten auf alle Fälle emotionale Streitgespräche im Beisein des Kindes vermieden werden. Ein No-Go ist das gegenseitige Beschimpfen. Kommt ja auch vor.

Bei Problemen sollten sich die Eltern bewusst sein, dass sie das Recht auf Information und Beratung durch die Schule haben. Dieses muss man gegebenenfalls auch einfordern. Denn: Der Lehrer muss das Zustandekommen einer Zensur transparent, sachlich und nachvollziehbar darstellen.

Besteht ein Problem bei einem Lehrer, dann sollten sich Eltern hinsichtlich der Lösung auch zuerst mit diesem persönlich zusammensetzen und nicht bestimmte Hierarchien “überspringen”. Es bringt nichts, gleich zum Schulleiter oder zum Schulamt zu gehen. Das ist in vielerlei Hinsicht nicht günstig und schadet dem Klima.

scoyo: Was können Eltern machen, wenn das Lehrergespräch zu keiner Lösung geführt hat?

Falko Stolp: Wenn das Gespräch zu keiner Lösung führt bzw. wenn die Tendenz dahin geht, sollte man es sachlich zum Ende bringen (durch den Lehrer oder die Eltern). Das heißt: Das Lehrergespräch nicht in die Länge ziehen und keinen emotionalen Frust aufkommen lassen, auch wenn es schwer fällt.

Wichtig ist, dass Eltern sachlich feststellen, dass sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist und dass sie sich nun überlegen werden, wie sie zu einer Problemlösung kommen. Im Anschluss können sie dann mögliche andere Personen bei einem weiteren Gespräche einbeziehen, zum Beispiel Klassenleiter, Beratungslehrer, Schulleiter, Schulamt …

Wichtige Grundlage für alle Beteiligten bei der Zusammenarbeit sollte eine gewaltlose Kommunikation sein. Volkshochschulen bieten Kurse zur gewaltlosen Kommunikation an. Eltern könnten auch der Schule den Vorschlag machen, dass diese für die Eltern solch einen Kurs oder thematische Elternversammlungen organisiert.

Das Interview führte Sina Wendt.

 

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.