How to survive the Hausaufgaben-Hölle

Johannes Braun

Das Thema Hausaufgaben sorgt in vielen Familien für Diskussionen und Stress. Christian Hanne gibt Tipps, wie Sie die Hausaufgaben-Hölle unbeschadet überstehen.

Nichts führt in Familien wohl zu mehr Konflikten zwischen Eltern und Kindern als das Thema Hausaufgaben. Außer vielleicht die Frage, wie viele Stunden ein Kind am mobilen Endgerät oder an der Spielkonsole verbringen darf. Wobei das ja häufig im Zusammenhang mit dringend zu erledigenden Hausaufgaben diskutiert wird, so dass es zwischen diesen beiden familiären Konfliktfeldern fließende Übergänge gibt.

Eltern und Kindern haben nun mal sehr gegensätzliche Ansichten, was die Hausaufgaben angeht. Kinder finden sie in der Regel total nervig und überflüssig. (Sollte Ihr Kind gerne und mit Freude Hausaufgaben machen, sollten Sie vielleicht besser mal einen Termin beim Schulpsychologen ausmachen. Da läuft dann vielleicht etwas grundlegend falsch in der Entwicklung.) Eltern beharren dagegen unerbittlich auf dem Erledigen der Hausaufgaben, weil dies essenziell für den Lernerfolg sei. Zwei nahezu unvereinbare Standpunkte wie bei der Kuba-Krise von 1962. Allerdings mit höherem Eskalationspotential.

In der heutigen Kolumne stelle ich Ihnen daher einige Ansätze vor, wie Sie als Eltern mit dem Thema Hausaufgaben umgehen können. Ob Ihnen das tatsächlich weiterhilft, kann ich Ihnen nicht sagen – um ehrlich zu sein, bezweifle ich es eher –, aber zumindest müssen Sie sich die drei Minuten, die Sie zum Lesen benötigen, nicht mit den Hausaufgaben Ihrer Kinder beschäftigen. Alleine dafür lohnt es sich.

Häufige Reaktion zum Thema Hausaufgaben
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Gemeinsam Hausaufgaben machen: Geteiltes Leid ist doppeltes Leid

Möchten Sie sicherstellen, dass Ihr Kind sich tatsächlich mit den Hausaufgaben beschäftigt, statt sich in seinem Zimmer bei geschlossener Tür die Daumen abzudaddeln, um dann am nächsten Morgen fünf Minuten vor Schulbeginn die Hausaufgaben geschwind auf dem Klo abzuschreiben, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich mit dem Kind zusammenzusetzen und die Hausaufgaben gemeinsam zu erledigen. (Okay, Sie könnten das Zimmer natürlich auch videoüberwachen, aber das ist aus Gründen des Schutzes der Privatsphäre Ihres Kindes etwas grenzwertig.)

Zugegebenermaßen ist dieser Ansatz zeitlich recht aufwändig und Sie müssen dafür Ihren Job aufgeben oder zumindest auf Teilzeit reduzieren. Das schmälert zwar kurzfristig das Haushaltseinkommen, zahlt sich langfristig aber finanziell aus. Die Gleichung ist ganz einfach: Regelmäßig Hausaufgaben machen = gute Noten = guter Schulabschluss = guter Job = eigenes Einkommen = nicht jahrelang den Eltern auf der Tasche liegen. Quasi ein 6er im Lotto für Sie.

Ein netter Nebeneffekt des gemeinschaftlichen Lernens: Sie erweitern stetig Ihr Allgemeinwissen und werden auf unbestimmte Zeit unschlagbar bei Quiz-Duell sein. Ein weiterer Vorteil: Sie verbringen sehr viel gemeinsame Zeit mit Ihrem Nachwuchs. Der Nachteil: Nicht unbedingt die harmonischste. Denn es werden sich bei Ihnen und Ihrem Kind wahrscheinlich täglich Szenen abspielen, gegen die „Game of Thrones“ wie ein Einführungsseminar in konstruktive Gesprächsführung gelten kann. Sie werden Ihr Kind am liebsten in einem Internat in der Walachei unterbringen wollen, während Ihr Kind wiederum Sie im Alter bei der erstbesten Gelegenheit in ein drittklassiges Siechenheim abschieben wird.

Professionelle Hausaufgabenbetreuung: Von Mönchen und Fremdenlegionären

Wenn Ihnen an einem harmonischen Verhältnis zu Ihren Kindern gelegen ist, sollten Sie die Hausaufgabenbetreuung vielleicht lieber outsourcen. Als regelmäßige Leser*in meiner Kolumne wird es Sie wahrscheinlich nicht wundern, dass ich dazu die Einstellung eines buddhistischen Zen-Mönches empfehle. (Ohnehin sollten wir alle einen buddhistischen Zen-Mönch als ständigen Lebensbegleiter haben.) Dieser bringt einerseits die nötige Weisheit mit, um gemeinsam mit Ihrem Kind den Schulstoff bis zum Abitur zu bearbeiten („Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“). Andererseits verfügt er über ausreichend Gelassenheit, um etwaige cholerische Tobsuchtsanfälle Ihres Kindes einfach wegzuatmen.

Ein Vorbild am buddhistischen Zen-Mönch nehmen
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Sollten Sie der Meinung sein, ein sanftmütiger Zen-Mönch wäre möglicherweise nicht der richtige Hausaufgaben-Animateur für Ihr Kind, gibt es erfolgsversprechende Alternativen: Sie können beispielsweise alternativ auch einen ehemaligen Fremdenlegionär als Hausaufgabenbetreuer engagieren, der über ein breites Repertoire an Techniken verfügt, um Ihr Kind zum Erledigen seiner Hausaufgaben zu motivieren. Dazu muss er ja nicht gleich auf rabiate Methoden wie Waterboarding zurückgreifen. Er muss lediglich glaubhaft den Eindruck vermitteln, er würde nicht davor zurückschrecken, auf rabiate Methoden wie Waterboarding zurückzugreifen, sollte es nötig sein. Sie werden sehen, wie Ihr Kind innerhalb kürzester Zeit jeden Tag klaglos und mit großem Eifer seine Schularbeiten macht. Und ohne dass es das Verhältnis zu Ihrem Kind mit unnötigem und unschönem Streit und Zoff belastet. Toll!

Do it yourself

Möglicherweise scheuen Sie aber sowohl die Kosten für eine individuelle Hausaufgabenbetreuung als auch die Konflikte mit Ihrem Kind, wenn Sie selbst dessen Hausaufgaben beaufsichtigen. Kein Problem: Machen Sie die Hausaufgaben einfach alleine. Ohne Ihr Kind. Das schont Ihren Geldbeutel und gleichermaßen Ihre Nerven. Und die Ihres Kindes.

Sie fragen sich jetzt vielleicht, wie dieser Ansatz mit meiner oben aufgezeigten Kausalkette, die direkt vom Erledigen der Hausaufgaben zu einem guten Job Ihres Kindes führt, der verhindert, dass Sie es ein Leben lang durchfüttern müssen, zusammenpasst. Um ehrlich zu sein gar nicht. Aber er eröffnet Ihnen eine andere Einnahmequelle. Und zwar eine totsichere.

Bis zum Abitur Ihres Kindes werden Sie nämlich über eine so breite und detaillierte Allgemeinbildung verfügen, dass Sie später garantiert die Million bei Günter Jauch abräumen werden. Für das Anhäufen Ihres Wissens haben Sie auch reichlich Zeit, da können Sie vollkommen unbesorgt sein. Weil Ihr Kind ja nie seine Hausaufgaben selbst macht, wird es erst nach ungefähr 18 bis 20 Jahren sein Abitur machen. Bis dahin sind sie ein allwissendes Universalgenie, dass bei Günter Jauch locker besteht.

Ihren Millionengewinn legen Sie dann einfach geschickt an und Sie werden nie wieder Geldsorgen haben. Am besten kaufen Sie Aktien eines globalen Hausaufgaben-Betreuungskonzerns. Da können Sie nichts falsch machen!

Spart Zeit: Hausaufgaben gleich selbst machen
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Is’ mir egal!

Falls Sie die bisherigen Vorschläge, wie Sie die Hausaufgaben Ihres Kindes handhaben sollen, noch nicht recht überzeugt haben, verrate ich Ihnen zum Abschluss der Kolumne, wie ich einen ganz entspannten Umgang mit den Hausaufgaben entwickelt habe, seit meine Kinder auf die weiterführende Schule gehen. Mir sind Hausaufgaben egal. (Hoffentlich lesen das nicht die Lehrer*innen meiner Kinder.) Und ob meine Kinder ihre Hausaufgaben machen oder nicht, ist mir ebenfalls prinzipiell egal. (Hoffentlich lesen das wiederum nicht meine Kinder.)

Trotzdem frage ich pflichtschuldig die Kinder, wenn sie nachmittags irgendwann aus der Schule nach Hause kommen: „Habt ihr etwas auf?“ oder „Müsst ihr noch Hausaufgaben machen?“ (Schließlich muss ich den Schein wahren.) Genauso pflichtschuldig antworten sie darauf: „Ja.“, „Nein.“ oder „Mach‘ ich noch.“ (Schließlich müssen auch sie den Schein wahren.)

Ansonsten kümmere ich mich nicht weiter um ihre Hausaufgaben. Wenn die Kinder Fragen haben, wissen Sie, dass sie immer zu mir kommen können. Tun sie aber nur sehr selten. Wahrscheinlich weil sie wissen, dass sie bei Google schneller Antworten finden. Und im Gegensatz zu mir auch die richtigen Antworten.

Wenn die Kinder Ihre Hausaufgaben vergessen, ist mir das ebenfalls egal. Sie müssen das ja ihren Lehrer*innen erklären, nicht ich. Außer sie vergessen sie so häufig, dass ich zum Elternsprechtag eingeladen werde. Dann ist es mir nicht mehr egal. Wer geht schon gerne zum Elternsprechtag?!

Eventuell haben Sie Bedenken, dass dieser laxe Umgang mit Hausaufgaben keine gute Vorbereitung der Kinder auf ihr späteres Berufsleben ist, wo Disziplin und Fleiß gefragt sind. Ganz im Gegenteil! Diese Erziehung zur Selbständigkeit fördert nämlich die Kreativität der Kinder, wovon sie im späteren Berufsleben profitieren. Wer sich jahrelang Entschuldigungen ausdenken musste, warum die Hausaufgaben nicht gemacht werden konnten („Mein Goldfisch ist erkältet und ich saß den ganzen Tag im Wartezimmer des Tierarztes.“), hat später im Job immer eine gute Erklärung parat, warum das Projekt nicht rechtzeitig fertig geworden ist.

Und nun entschuldigen Sie mich bitte: Meine Tochter hat mich gerade gebeten, dass ich ihr zeige, wie mit Exponential- und Logarithmusfunktion gerechnet wird. (Wahrscheinlich ist das W-LAN ausgefallen. 🙄) Wünschen Sie mir Glück!

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Über den Autor

Christian Hanne, Jahrgang 1975, ist im Westerwald aufgewachsen und hat als Kind zu viel von Ephraim Kishon gelesen und zu viel „Nackte Kanone“ geschaut. Inzwischen lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Kindern in Berlin-Moabit. Auf seinem Blog „Familienbetrieb“, auf Twitter und Facebook schreibt er über den ganz normalen Alltagswahnsinn. Kulinarisch pflegt er eine obsessive Leidenschaft für Käsekuchen. Sogar mit Rosinen. Ansonsten ist er mental einigermaßen stabil.

Am 13. März erscheint sein neues Buch „Hilfe, ich werde Papa. Überlebenstipps für werdende Väter“ bei arsEdition.

 

 

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Johannes Braun

Johannes Braun studiert Politikwissenschaften in Hamburg, ist ältester Bruder von zwei Geschwistern und interessiert sich für die Themen Neue Medien und digitale Wissensvermittlung. Er unterstützt scoyo als Werkstudent.