Texte richtig lesen und lernen

Louisa Eberhard

Gedankenversunken
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Bestimmt kennen Sie als Eltern die Situation: Eine Klassenarbeit steht an und beim Lernen bleibt nichts wirklich hängen. Ein Problem könnte sein, dass Ihre Kids nicht wissen, wie man aus Texten richtig lernt. Wir geben ein paar Hilfen, um Texte besser und nachhaltiger zu verstehen.

Inhalt dieses Artikels:

In der Schule und zur Vorbereitung von Klassenarbeiten gehört zu den Aufgaben der Kinder, sich ihr Wissen mithilfe von Schulbüchern selbst anzueignen. Häufig wird eine bestimmte Anzahl von Seiten vorgegeben, die bis zu einem bestimmten Termin gelernt werden muss. Was oft als selbstverständlich vorausgesetzt wird, ist eigentlich gar nicht so leicht: Viele Kindern wissen nicht, wie sie produktiv Texte lesen und aus ihnen lernen können. Der Fehler, Texte 2-3 mal vollständig durchzulesen und dann zu hoffen, es sei viel Inhalt hängen geblieben, findet sich in fast allen Altersstufen wieder.

Voraussetzungen fürs Lernen

Um Texte richtig zu lesen und aus ihnen so viel wie möglich mitzunehmen, können sich die Kids an verschiedenen Schritten orientieren. Voraussetzung sollte jedoch besonders beim ersten Befassen mit dem Text eine geeignete Lernumgebung sein. Es ist natürlich verlockend, sich mit dem Schulbuch im Bett einzumummeln. Das Gehirn befindet sich dann allerdings nicht im Arbeitsmodus, ist also nicht bereit, konzentriert zu arbeiten. Eine aufrechte Sitzhaltung, am besten am beleuchteten Tisch, kann die Konzentration deutlich steigern.

1. Schritt: Text scannen

Wenn die richtigen Lernbedingungen geschaffen sind, kann es losgehen. Kinder sollten damit beginnen, den Text zu scannen. Das bedeutet, die Seiten nicht ausführlich durchzulesen oder Textstellen zu markieren, sondern erstmal bewusst durchzublättern. Konkret sind damit die Überschriften, Grafiken und besonders die Bilder und Bildunterschriften gemeint. Das Augenmerk sollte auch auf den hervorgehobenen Wörtern und Fragen liegen. Diese können auch schon kurz durchdacht werden. Dadurch kann sich der Kopf darauf einstellen, worum es thematisch in den Seiten geht und welche Inhalte folgend vertieft werden. Auch entsteht dadurch eine Ahnung, welche Punkte im Text besonders wichtig und wissenswert sind. Das hilft im weiteren Verlauf, sich auf die richtigen Dinge zu konzentrieren bzw. die wichtigen Informationen herauszufiltern.

2. Schritt: Bewusst lesen

Ist der Text erstmal gescannt, kann er nun mit Bedacht und sorgfältig gelesen werden. Doch wie geht das eigentlich? Viele Kinder neigen dazu, Texte einfach schnell mal nebenbei durchzulesen. So bleibt jedoch relativ wenig im Gedächtnis hängen. Auch wird so häufig eher unwichtigen Informationen mehr Bedeutung zugeschrieben, als sie vielleicht für den Lernerfolg tatsächlich haben. Stattdessen ist es wichtig, ganz bewusst in den Text zu gehen. Dazu gehört, schwierige Passagen mehrmals zu lesen oder den Text zu wiederholen, wenn die Gedanken dann doch woanders waren. Hier ist es außerdem hilfreich, sich direkt ein paar Wörter zu notieren oder zu markieren. Vor allem handschriftliche Notizen prägen sich besonders gut im Gehirn ein. Bei Markierungen sollte man sich allerdings an „weniger ist mehr“ orientieren. Wenn der ganze Text am Ende bunt ist, haben die Markierungen keinen Wert mehr und verlieren ihren Sinn.

3. Schritt: Aktives Aufrufen

Wenn der Text gelesen ist, folgt der wichtigste Schritt des Lernprozesses: das bewusste bzw. aktive Aufrufen. Hier können sich Leser die Informationen, die sie aus den Texten mitgenommen haben, bewusst machen – man ruft sie sich aktiv wieder in Erinnerung. Die Funktionsweise ist ganz einfach: Einfach das Buch beiseite legen und überlegen, was die Hauptaussagen und Kernpunkte des Gelesenen waren. Danach kann wieder zum Schulbuch gegriffen und verglichen werden, ob die Ergebnisse mit den Informationen im Buch übereinstimmen. Auch das laute Aussprechen bzw. Erklären von gelernten Informationen festigt diese im Gehirn. Dabei ist es egal, ob dies allein im Zimmer oder vor der ganzen Familie passiert. Der Vorteil vom aktiven Aufrufen und Erinnern ist, dass diese Vorgehensweise nicht örtlich gebunden ist. Kinder können die Technik im Bus, im Bett vorm Einschlafen oder auf einer langen Autofahrt anwenden. Die verschiedenen Orte unterstützen die Verknüpfungen im Gehirn noch einmal zusätzlich.

Genügend Zeit einplanen

Generell gilt aber für alle Schritte und Techniken: In der Ruhe liegt die Kraft. Es geht selten gut aus, sich erst einen Tag vor der Klassenarbeit mit den Texten zu befassen. Je länger und öfter das bewusste Aufrufen durchgeführt wird, desto besser ist nachher das Verständnis für die Lerninhalte und desto fester sitzen die Informationen im Kopf. Zudem ist es motivierender, sich Lerninhalte in kleinere Einheiten zerteilen zu können, als sich von jetzt auf gleich eine riesige Menge an Informationen merken zu müssen. Der Stress, sich innerhalb eines Tages auf eine Prüfung vorbereiten zu müssen, behindert übrigens den Lernerfolg erheblich. Ein paar Tage Vorlaufzeit helfen den Kids also, ohne Stress gut auf eine Klassenarbeit vorbereit zu sein.

Louisa Eberhard

Louisa Eberhard kommt aus Berlin und studiert nun in Hamburg Sozialwissenschaften. Sie beschäftigt sich vorrangig mit den Themen Erziehung, Bildungswesen und Familienalltag.