Serie: Mathe, das brauch ich! Traumberuf Pilot

Katharina Looks

Patrick Heiden hat seinen Traumberuf gefunden
© scoyo

Mathe ist für viele Kinder ein verhasstes Fach. Und für Eltern eine Qual, wenn´s ums Motivieren geht. In unserer Serie kommen Menschen mit Traumjobs zu Wort, die Mathe täglich brauchen. Heute: Traumberuf Pilot

Kaum ein Fach ist so verhasst wie Mathe. Viele Eltern haben das Problem, ihren Kindern erläutern zu müssen, warum die trockene Mathe-Theorie unumgänglich ist. Wir von scoyo kennen das Problem. Viele von uns sind selbst Eltern von Schulkindern. Und andere erinnern sich mit Grausen an die öden Mathe-Stunden, in denen man sich fragte “Wozu brauch ich das?” Mit unserer Serie wollen wir Eltern und Kindern Mut machen, den Kampf mit den Zahlen aufzunehmen. Damit Mathe endlich mehr Spaß macht und Kinder motiviert an den Stoff herangehen!

scoyo: Wie wird man eigentlich Pilot?

Patrick Heiden: Zuerst mal muss man das Abitur in der Tasche haben. Dann kann man einen Aufnahmetest bei einer Fluglinie machen, bei dem unter anderem das Mathe-Wissen geprüft wird. Wer angenommen wird, ist gut dran, denn dann werden die Ausbildungskosten bezahlt. Man kann seine Pilotenausbildung aber auch selbst finanzieren, das kostet etwa 65.000 bis 75.000 Euro, also so viel wie eine kleine Wohnung in einer kleineren Stadt. Und das ist nur die Ausbildung, ohne Lebenshaltungskosten für Miete, Essen und Hobbys. Ich habe bei der Bundeswehr Politik studiert und war dann beim Bund Hubschrauberpilot. Ich habe meine Ausbildung zum Piloten selbst bezahlt und arbeite jetzt bei Germanwings als Pilot auf Kurz- und Mittelstrecke, also in ganz Europa.

scoyo: Warum ist Fliegen lernen eigentlich so teuer?

Patrick Heiden: Im Flugverkehr geht Sicherheit vor. Deshalb ist die Ausbildung der Piloten das A und O. Man fliegt in anderthalb Jahren zuerst etwa 200 Stunden in kleineren, ein- oder zweimotorigen Flugzeugen, wie etwa einer Cessna. Wenn man eine Anstellung bei der Fluggesellschaft bekommt, schult man im Flugsimulator auf die größeren Maschinen, die dort geflogen werden, um. Bei den ersten Flügen in einem echten Flugzeug ist man dann erst mal als Kopilot dabei. Die Flugsimulatoren sind eins-zu-eins Kopien eines echten Flugzeug-Cockpits, mit allen Steuereinrichtungen und Instrumenten wie im echten Flugzeug.

Man lernt auf zwei verschiedene Arten: Zuerst die “Visual Flight Rules”, als die “Regeln fürs Fliegen auf Sicht”, das habe ich in Vero Beach in Florida in den USA gelernt. Danach lernt man dann das Fliegen nach Instrumenten, das habe ich in Deutschland gemacht. Hinzu kommen die theoretische Ausbildung und die Prüfungen. Die Flugstunden mit Fluglehrer und die vielen anderen Bestandteile machen die Ausbildung so teuer.

scoyo: Welches Grundwissen in Mathe braucht man, um Pilot zu werden?

Patrick Heiden: Mathe ist für Piloten enorm wichtig. Stell dir vor, es ist Gewitter, und du musst mit dem Flugzeug länger über dem Flughafen kreisen, als geplant war, bis du zur Landung freigegeben wirst. Da musst du ausrechnen können, ob der Sprit und die Sicherheits-Reserve reichen, oder ob du eventuell einen anderen Flughafen anfliegen solltest. In kleineren Flugzeugen musst du den Kurs ausrechnen können. Dazu muss man den geografischen Nordpol, der in den Karten eingezeichnet ist, kennen. Die Instrumente zeigen aber den magnetischen Nordpol an. Je nachdem wo man sich befindet muss man die Gradzahlen für den richtigen Kurs ausrechnen.

Oder wenn du bei starkem Seitenwind landest, musst du im Kopf ausrechnen können, welchen Vorhaltewinkel du benötigst, um den Seitenwind ausgleichen zu können. Dafür ist auch wichtig, mit welcher Geschwindigkeit du fliegst, denn je schneller du bist, desto weniger beeinträchtigt dich der Seitenwind. Das ist eine Sinus-Berechnung. Das müssen Piloten können! Klar, es gibt Instrumente und Tabellen im Cockpit, aber darauf darf sich ein Pilot nie verlassen. Man muss die Avionik, also die Flugzeuginstrumente, beherrschen. Und jeder Pilot muss seine Instrumente kennen, im Kopf gegenrechnen und prüfen, ob sie etwas fehlerhaft anzeigen. Neben Mathe ist auch Physikwissen total wichtig – Kräfteberechnungen und Strömungslehre. Und du musst Englisch sprechen, um mit dem Tower reden zu können. Ich hatte als Leistungskurse auf dem Gymnasium Englisch und Erdkunde, das kann ich jetzt beides gut gebrauchen.

scoyo: Wie wichtig sind die Noten?

Patrick Heiden: Tja, die Noten sind schon wichtig. Denn nur die besten werden bei den Aufnahmeprüfungen der Fluglinien genommen. Es bewerben sich sehr viele Menschen und irgendwie muss die Auswahl ja getroffen werden. Aber soweit ich weiß, schauen die Personalberater auch, wie sich die Mathenoten im Verlauf der Schulbahn entwickelt haben. Wer erst schlecht in Mathe war und dann gut wird, hat vielleicht auch Chancen, weil er zeigt, was er kann und dass er an seinem Wissen arbeitet. Ganz klar ist: Die Mathe-Grundlagen müssen sitzen. Sonst kann man nicht Pilot werden. Das gilt natürlich auch fürs Hubschrauberfliegen.

scoyo: Was verdient man denn als Pilot?

Patrick Heiden: Man kann sehr gut verdienen. Das Anfangsgehalt variiert von 1.800 bis 3.000 Euro netto pro Monat, man kann auch mehr verdienen. Dafür muss man aber auch am Wochenende und an Feiertagen, wie Weihnachten oder Ostern arbeiten. Bei den besten Fluglinien sind die Aufnahmetests sehr streng und daher das Mathe-Wissen wichtig. Stark vereinfacht kann man sagen: Je besser man in Mathe ist, desto besser kann man auch verdienen.

scoyo: Würdest du den Beruf wieder wählen?

Patrick Heiden: Ja! Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als zu fliegen. Das Schönste ist, dass man jeden Tag mindestens einmal die Sonne sieht, hoch über den Wolken. Ganz egal, wie das Wetter hier unten ist. Und man trägt eine Menge Verantwortung, ist viel unterwegs und hat sehr viel Abwechslung. Pilot zu sein ist mein Traumberuf.

scoyo: Was würdest du machen, wenn du noch einmal die Chance hättest, zurück in der Schulzeit zu sein?

Patrick Heiden: Ehrlich gesagt: Früher hab ich immer gedacht, diesen ganzen Mathekram brauch ich nicht. Heute weiß ich, dass man viele Sachen nicht täglich einsetzt, aber dass das Mathewissen das Gesamtwissen stärkt. Es ist besser, Mathe in der Schule zu vertiefen, als es später selbst nachholen zu müssen. Durch manchen Stoff muss man einfach durch, um später seinen Traumjob zu bekommen. Es lohnt sich!

scoyo: Vielen Dank für das Interview.

Lesen Sie auch unseren zweiten Teil: Traumberuf-Tierärztin.

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Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.