Alternative Schulen: Waldorf, Montessori & Co.

Katharina Looks

Unterricht mal anders: Waldorf, Montessori & Co. setzen auf alternative Konzepte
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Leistungsdruck, volle Klassen, überarbeitete Lehrer: Viele Eltern wünschen sich eine gefühlvollere Atmosphäre für ihren Nachwuchs. Die Alternativen gibt es bereits – besonders im privaten Bereich.

Das deutsche Schulsystem wird seit Jahren immer wieder infrage gestellt – zu starr, zu konservativ, zu sehr auf Leistung getrimmt und gleichzeitig nicht individuell genug. Dabei verbringt der Nachwuchs heutzutage viel Zeit in der Schule, sodass ein Großteil der Erziehung dort stattfindet. Welche Schule Eltern für ihr Kind wählen, hängt deshalb auch von bestimmten Prinzipien ab, die der Lernort vertritt. 

Mehr Selbstbestimmtheit an alternativen Schulen

Da an staatlichen Schulen der Unterricht zu 80–90 Prozent frontal stattfindet, haben es sich Reformpädagogen wie Maria Montessori, Célestin Freinet oder Rudolf Steiner zur Aufgabe gemacht, den Schulunterricht individueller und erlebnisorientierter zu gestalten. Sie haben alternative Schulen gegründet, die zwar dem deutschen Grundkonzept folgen, aber im hohen Maße die Selbstbestimmungsrechte der Schüler fördern. 

Besonders Grundschulen, in freier wie auch in staatlicher Trägerschaft, bieten verschiedene pädagogische Ausrichtungen an. An weiterführenden Schulen sind diese Konzepte rar und werden vor allem an Privatschulen angeboten.

Alternative Schulformen im Überblick: Welche passt zu Ihrem Kind?

Generell ist es für Eltern, die alternative Schulformen in Betracht ziehen, wichtig, sich ein eigenes Bild von der Schule und dem Lehrkonzept zu machen. Hier stellen wir Ihnen die bekanntesten Schulformen vor, damit Sie sicheinen ersten Überblick verschaffen können. 

Wenn Ihnen ein Konzept spannend und interessant erscheint, dann informieren Sie sich doch auf deren Websites, die wir für Sie verlinkt haben. Zusätzliche Tipps finden Sie in unserem Ratgeber: Die richtige Schule finden – In 3 Schritten zur Traumschule

Hier können Sie direkt zu den alternativen Schulformen springen: anzeigen

1. Waldorfschulen (Rudolf-Steiner-Schulen): mehr als Namen tanzen

Rudolf Steiner, der Gründer der ersten Waldorfschule, ging davon aus, dass Menschen drei grundlegende Fähigkeiten besitzen: das Denken, das Fühlen und das Wollen. Waldorfpädagogen legen deshalb grundsätzlich viel Wert auf die Entwicklung von praktischen, künstlerischen, kreativen und sozialen Fähigkeiten. Ein Leitsatz der Pädagogik lautet: „Das Kind in Ehrfurcht aufnehmen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.“

Unterricht an einer Waldorfschule

Hauptfächer werden in „Epochen“ unterrichtet, was bedeutet, dass sich die Schüler über mehrere Wochen hinweg am Anfang des Tages nur mit einem Fach beschäftigen. Oft werden mehrere Fächer durch Projekte verbunden: Behandeln die Kinder im Geschichtsunterricht zum Beispiel das Mittelalter, wird im Deutschunterricht mittelalterliche Lektüre gelesen und nachmittags Getreide angebaut. Generell folgt der Unterricht keinem festen Lehrplan, sondern passt sich eher an die Entwicklung der Kinder an. Bücher gibt es keine, die Kinder erarbeiten sich den Stoff selbst. Zahlen werden rhythmisiert, Buchstaben gesungen – beim Ausdruckstanz werden Laute in Bewegung umgesetzt. Das berühmte “Namen tanzen” hat hier seinen Ursprung gefunden. 

Um eine harmonische und stabile Umgebung für die Schüler zu schaffen, bleibt die Klassengemeinschaft immer gleich, niemand bleibt sitzen, auch der Lehrer wechselt nach Möglichkeit nicht. Besondere Begabungen werden in kleinen Gruppen gefördert. Zeugnisse gibt es ausschließlich in Form einer ausformulierten Einschätzung, während auf Noten verzichtet wird, um so wenig Leistungsdruck wie möglich aufzubauen. Ab der 9. Klasse können auf Wunsch zusätzliche Zeugnisse ausgehändigt werden.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

Kinder können eine Waldorfschule ab der ersten Klasse besuchen. Diese bietet oft ein Ganztagsangebot mit warmem Mittagessen und Nachmittagsbetreuung. Grundsätzlich besuchen Waldorfschüler 12 Jahre die Schule und erhalten am Ende einen “Waldorfabschluss”, der nicht staatlich anerkannt ist. Um diesen Abschluss zu erlangen, müssen sie keine herkömmlichen Abschlussprüfungen meistern, sondern u. a. eine Jahresarbeit und Portfolio-Mappen abgeben. 

Doch auch der Erwerb von klassischen Bildungsabschlüssen ist möglich. So können Haupt- und Realschulabschluss bereits nach der 12 Klasse vor einem externen Prüfer abgelegt werden, für das Abitur besuchen die Schüler noch ein Jahr länger die Schule.,Fast alle Schüler an Waldorfschulen erlangen den mittleren Schulabschluss und über die Hälfte gehen mit Erfolg weiter zum Abitur.“ Quelle: www.waldorfschule.de. Ein Schulwechsel von oder auf die Waldorfschule ist generell möglich. Es kann jedoch sein, dass der jeweilige Schüler Unterrichtsoff nachholen muss, da sich die Lehrpläne stark unterscheiden.

Wie viel kostet der Besuch einer Waldorfschule?

Monatlich kostet der Besuch einer Walddorfschule ungefähr 160 Euro. Generell wird kein Schüler aus finanziellen Gründen abgelehnt, das Schulgeld wird dem Einkommen der Eltern angepasst.

Ist das was für mein Kind?

Da es meist mehr Anfragen als Plätze gibt, wird in individuellen Aufnahmegesprächen gemeinsam darüber gesprochen, ob das Konzept zum Kind und zur Familie passt. Für die Annahme an einer Waldorfschule werden jedoch keine herausragenden künstlerischen Fertigkeiten vorausgesetzt. 

Die Hauptsache ist, dass Ihr Kind Spaß an Bewegung, kreativem Arbeiten und Musizieren hat. Außerdem sind Waldorfschulen gut geeignet für Kinder, die der Leistungsdruck an „normalen“ Schulen sehr belastet. Wichtig zu wissen: In der Waldorfpädagogik ist ein starkes Engagement der Eltern vorgesehen. 

Linktipps:

► Auch der Sohn vom (ehemaligem) scoyo-Geschäftsführer Daniel Bialecki hat im Jahr 2015 an einer Waldorfschule gestartet: Seine damaligen Gedanken zur Einschulung.

► Interview mit dem Waldorfpädagogen Henning Kullak-Ublick über Realität und Vorurteile: Waldorfschule – das erwartet Eltern und Kinder.

► Persönlicher Erfahrungsbericht von Erkrath auf fischundfleisch.com.

► Bund der freien Waldorfschulen: www.waldorfschule.de

2. Montessorischulen: Hilf mir, es selbst zu tun!

Die von der Italienerin Maria Montessori entwickelte Montessoripädagogik zeichnet sich dadurch aus, dass die individuellen Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund gerückt und entsprechend gefördert werden. Dabei geht es vor allem um die Förderung der Selbstständigkeit: Die Schüler werden vom Lehrer vor allem darin unterstützt, selbstständig zu handeln und zu entscheiden. So wird an dieser alternativen Schulform dem kindlichen Forschungsdrang Raum gegeben und selbstbestimmtes Lernen ermöglicht. Der Grundgedanke der Montessoripädagogik lautet: „Hilf mir, es selbst zu tun.“

Von den Montessorischulen befinden sich knapp zwei Drittel in freier Trägerschaft (Privatschulen), an den staatlichen Schulen gibt es teilweise nur „Montessori-Zweige“, diese sind also keine reinen Montessorischulen.

Unterricht an einer Montessorischule

Der Unterricht an Montessorischulen hebt sich stark vom staatlichen Unterricht ab. So gibt es Freiarbeit, Gruppenarbeit, Projektarbeit und den gebundenen Unterricht.

An dieser alternativen Schulform beginnt jeder Tag mit zwei bis drei Stunden, in denen die Schüler frei entscheiden, welches Thema sie wie lange, mit wem und in welchem Umfang behandeln wollen (selbstbestimmtes Lernen). Diese Zeit verbringen sie in gemischten Altersklassen, damit Große und Kleine einander gegenseitig unterstützen können. Lehrer greifen in dieser Zeit nur unterstützend ein und helfen den Schülern, sich selbst zu helfen. Nach einer großen Pause findet der gebundene Unterricht in gleichen Altersklassen statt, wobei verschiedene Fächer unterrichtet und auch Hausaufgaben verteilt werden.

Die Arbeitsmaterialien der Montessoripädagogik sind so gestaltet, dass die Kinder den Lernstoff spielerisch und mit allen ihren Sinnen erkunden können.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

In Deutschland gibt es über 1.000 Montessori-Einrichtungen, dazu gehören Kinderhäuser, Kindertagesstätten, Primarstufen (Grundschule, auch Förderschulen) und Sekundarstufen/weiterführende Schulen. Die Schulen sind meist Ganztagsschulen und staatlich anerkannt. Der Wechsel an ein staatliches Gymnasium oder eine Realschule ist in der Regel nach einer erfolgreichen Aufnahmeprüfung möglich. Zu Grund- und Hauptschulen können die Schüler ohne Prüfung wechseln. Es ist also jeder Abschluss möglich.

Wie viel kostet der Besuch einer Montessorischule?

An privaten Schulen wird ein monatliches Schulgeld verlangt, das sich am Einkommen der Eltern orientiert und durchschnittlich zwischen 100 und 400 Euro liegt.

Ist das was für mein Kind?

Die Montessoripädagogik ist prinzipiell für jedes Kind geeignet. Ihr Kind wird von Anfang an selbstbestimmt „erzogen“, lernt sich allein zu beschäftigen, sich zu motivieren und auch, sich für etwas zu interessieren. Frontalunterricht findet nicht statt, reines Konsumieren ist also ausgeschlossen.

Hat Ihr Kind z.B. Schwierigkeiten mit dem oftmals starren Unterricht an einer staatlichen Schule, könnte das freie und selbstorganisierte Lernen ohne Druck gut tun. Auf der anderen Seite verlangt das Konzept den Schülern auch einiges ab: Sie bekommen wenige Regeln und Strukturen. Kinder, die unter Konzentrationsschwierigkeiten leiden, haben es in der Montessorischule deshalb unter Umständen eher schwerer.

Wichtig zu wissen: An Montessorischulen ist wie bei den meisten alternativen Schulformen in Deutschland ein starkes Engagement der Eltern vorgesehen.

Linktipps:

► Interview mit Bildungsexpertin Uta Künkler: Montessori-Schule – ja oder nein? 

► Persönlicher Erfahrungesbericht von Bloggerin “Rubbelmama” auf ihrem Blog Rubbelbatz.

► Montessori-Dachverband Deutschland: www.montessori-deutschland.de

Erfolgreich lernen – egal für welche Schulform:

3. Freinet-Schulen: die Welt hinterfragen

Bei dieser alternativen Grundschulform wird ein besonderes Augenmerk auf die Individualität der Kinder gelegt: Das äußert sich darin, dass Schüler größtenteils selbst entscheiden, was sie wie lange lernen möchten.  Zum anderen treffen Kinder und Lehrer Entscheidungen gemeinsam und bilden hierfür einen Klassenrat. Der lehrergesteuerte Unterricht wird somit durch einen schülergesteuerten ersetzt.

Im Vordergrund der Freinet-Pädagogik steht die kritische Auseinandersetzung der Schüler mit ihrer Umwelt. Erfahrungen, die sie im Alltag oder bei Erkundungen von z. B. Betrieben, Baustellen oder Landschaften machen, werfen Fragen auf, die in der Klassengemeinschaft gestellt und diskutiert werden. Anhand dieser Fragen erstellen die Schüler persönliche Arbeitspläne, die festlegen, welche Unterrichtsthemen in der nächsten Zeit behandelt werden sollen. Alle Unterrichtsergebnisse werden „archiviert“, sodass sie immer wieder genutzt werden können.

In der wöchentlichen Klassenversammlung planen die Kinder ihre Unterrichtsthemen und kontrollieren, ob sie ihren Arbeitsplan einhalten. So sollen die Kinder lernen, dass Regeln wichtig sind, und bekommen ein Grundverständnis von Demokratie.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

Die meisten Freinet-Schulen sind Grundschulen und enden daher mit einer Empfehlung für eine weiterführende Schule. Bei einem bevorstehenden Wechsel in eine andere Schulform werden Noten vergeben, die es nach dem Freinet-Konzept normalerweise nicht gibt. Genauere Informationen erhalten Sie bei der jeweiligen Schule in Ihrer Nähe. Die Schulen befinden sich größtenteils in staatlicher Trägerschaft, sodass kein Schulgeld fällig wird.

Wie viel kostet der Besuch einer Freinet-Schule?

Der Kostenumfang an Schulen in freier Trägerschaft liegt je nach Betreuungsangebot und Elterneinkommen zwischen 35 Euro und 380 Euro monatlich. Freinet-Schulen sind meistens staatlich anerkannte Ersatzschulen.

Ist das was für mein Kind?

Die Freinet-Pädagogik legt viel Wert auf selbstbestimmtes Lernen. Diese Schulform passt zu neugierigen Kindern, die viele Fragen zu ihrer Umwelt haben. Ruhigere Kinder werden zum Hinterfragen motiviert und darin gestärkt, ihre Meinung zu äußern. Schüchterne Kinder kann dies jedoch überfordern.

Linktipp:

► Hier finden Sie weitere Infos zu Freinet-Schulen: freinet.paed.com/freinet/start.php

4. Jenaplan-Schulen: leben und lernen

Bildung und Erziehung gehört für Jenaplan-Gründer Peter Petersen untrennbar zusammen. Deshalb bilden die vier Säulen Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier den Mittelpunkt des pädagogischen Konzepts. Schulen sollen zu Lebensstätten werden. 

Der Pflichtlehrstoff an einer Jenaplan-Schule wird im Kursunterricht vermittelt. Das ist vergleichbar mit dem frontalen Unterricht an Schulen ohne besondere pädagogische Auslegung. Die Inhalte des Kursunterrichts werden im sogenannten Stammunterricht vertieft. In diesem kommen Schüler aus drei Klassenstufen zusammen. Große und Kleine sollen hier miteinander lernen und einander gegenseitig unterstützen.

Um Probleme zu diskutieren und demokratische Entscheidungen zu treffen, finden regelmäßig Gesprächskreise statt, die die sozialen Kompetenzen der Kinder fördern sollen. Gemeinsames Frühstück und Mittagessen gehören genauso zum Konzept wie die wöchentlichen Feste, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und dem Lernen den Ernst nehmen sollen. Oft arbeiten die Kinder an gemeinsamen Projekten, die auf diesen Feiern vorgestellt und prämiert werden. Bis zur 7. Klasse gibt es anstatt Zensuren einen Arbeits- und Leistungsbericht.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

Wie alle anderen hier vorgestellten alternativen Schulformen (außer Freinet) bieten auch die Jenaplan-Schulen alle staatlichen Abschlüsse an.

Wie viel kostet der Besuch einer Jenaplan-Schule?

Da sich diese Schulform oftmals in staatlicher Trägerschaft befindet, wird kein Schulgeld verlangt.

Ist das was für mein Kind?

Das Jenaplan-Konzept ist eine Schulform, die die Individualität Ihres Kindes und seine soziale Entwicklung unterstützen will. Kinder, die sich an staatlichen Schulen nicht wohlfühlen, aber kein schwerwiegendes Problem mit der dort gängigen Unterrichtsform haben, könnten hier gut aufgehoben sein.

Linktipp:

► Hier gibt es mehr zur Jenaplan-Schule: www.jena-plan.de/cms/front_content.php 

5. Demokratische Schulen: Hier bestimmen die Kinder mit!

An demokratischen Schulen gibt es keinen festen Lehrplan. Ankommens- und Schlusszeiten sind flexibel. Die Schüler gestalten ihren Tagesablauf nach ihren Interessen. Sie haben die Wahl zwischen verschiedenen Projekten, Kursen und Aktivitäten und sind frei, auch außerschulische Lernorte zu besuchen. Ohne Druck sollen die Kinder hier selbstbestimmt und mit ganzem Herzen lernen. Denn wer mit dem Herzen dabei ist, lernt nachhaltig.

Auf den ersten Blick mag dieses Konzept etwas chaotisch wirken, doch tatsächlich steckt eine Menge Struktur dahinter. Alle packen mit an und unterstützen sich gegenseitig. In einer wöchentlichen Schulversammlung werden gemeinsam Entscheidungen getroffen – Lehrer und Kinder haben hier gleiches Stimmrecht.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

An einer demokratischen Schule werden die Schüler auf eine externe Prüfung für den mittleren Schulabschluss vorbereitet. Wer diese Prüfung gut besteht, kann sogar weiter auf das Gymnasium gehen und sein Abitur machen.

Was kostet der Besuch einer demokratischen Schule?

Demokratische Schulen sind Schulen in freier Trägerschaft und erhalten deshalb keine Untersütztung vom Staat. Das Schulgeld orientiert sich am Gehalt der Eltern und liegt durchschnittlich bei 200 Euro im Monat.

Ist das was für mein Kind?

Dazu sagen Thomas Möller und Christoph Schuhmann, Macher des Dokumentarfilms Schools of Trust: “Grundsätzlich sind demokratische Schulen für jedes Kind geeignet, jedoch nicht für alle Eltern”.

Es ist wichtig, dass die Eltern ihren Kindern Vertrauen entgegenbringen und das selbstbestimmte Konzept akzeptieren. Hier gibt es keinen Fokus auf Noten und Abschlüsse, sondern persönliches Interesse und Freude am Lernen.

Linktipps:

► Interview mit Thomas Möller und Christoph Schuhmann: Demokratische Schulen: Von der Freiheit, man selbst zu sein

► Eine Liste mit allen demokratischen Schulen in Deutschland: http://www.eudec.org/

► Interessanter Artikel zum Thema auf sueddeutsche.de: “Wie es euch gefällt.”

6. Daltonplan-Schulen: Man lernt besser, wenn man es selber macht!

Die Meinung von der Daltonplan-Gründerin Helen Parkhurst: Man lernt besser, wenn man es selber macht! Deshalb steht bei ihrem Daltonplan-Konzept vor allem Selbstständigkeit im Vordergrund.

Helen Parkhurst arbeitete Anfang des 20. Jahrhunderts eng mit Maria Montessori zusammen, übernahm ihre Pädagogik und entwickelte sie später nach ihren Vorstellungen weiter.

An dieser alternativen Schulform bekommen die Kinder Zeit eingeräumt, die sie frei gestalten können. Zu Beginn jedes Schuljahres erhalten die Daltonplan-Schüler ein Arbeitspaket, das sie in wöchentlichen Schritten bis zum Schuljahresende eigenständig abarbeiten. Dafür stehen ihnen Klassenräume zur Verfügung, die jeweils für ein Fach ausgerichtet sind. Lehrer werden zu Lernhelfern, die den Kindern, sofern sie das wünschen, zur Seite stehen. Benotet werden die Kinder anhand ihrer schriftlichen Arbeitsergebnisse.

Während das Daltonplan-Konzept in den USA, Großbritannien, Österreich und den Niederlanden schon sehr bekannt ist, setzt es sich in Deutschland nur zögerlich durch. Bisher gibt es keine reine Daltonplan-Schule in Deutschland, aber einige Regelschulen wenden das Konzept teilweise an (Stand Februar 2016).

Ist da was für mein Kind?

Kein Frontalunterricht, lernen im eigenen Rhythmus, Selbstständigkeit wird großgeschrieben – Wer sich an Regelschulen nicht wohl fühlt, ist hier wohlmöglich richtig. Der starke Fokus auf schriftliche Arbeiten steht jedoch in der Kritik.

Linktipps:

► Mehr Infos zum Daltonplan in Deutschland: dalton-vereinigung.de

7. Club of Rome-Schulen: Global denken, lokal handeln

Der Club of Rome ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzt. Sie wurde 1968 gegründet und beschäftigt sich seit jeher mit nachhaltiger Entwicklung und dem Schutz unserer Ökosysteme. Themen, mit denen sich auch Club of Rome-Schüler intensiv auseinander setzen.

Club of Rome-Schulen legen viel Wert auf ganzheitliche Bildungskonzepte. Hier geht das Lernen über den Schulhorizont hinaus. Fächerübergreifender Unterricht, Lernlabore und vieles mehr sollen Kopf, Herz und Hand ansprechen. Jedes Kind mit seinen persönlichen Stärken und Schwächen wird individuell gefördert und in seinem Selbstbewusstsein gestärkt.

Teamarbeit, Respekt und Selbstverantwortung sind zentrale Pfeiler dieser alternativen Schulform und sollen den Kindern aktiv vermittelt werden. Musikalische Förderung und viel Bewegung, runden das ganzheitliche Konzept ab.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

Es gibt 15 Club of Rome-Schulen deutschlandweit (stand Februar 2016). Darunter größtenteils Gymnasien, aber auch Gesamtschulen, Gemeinschaftsschulen und Grundschulen. Es können demnach alle Abschlüsse erlangt werden.

Was kostet der Besuch einer Club of Rome-Schule?

Die meisten Club of Rome-Schulen erheben kein Schulgeld. Ist das doch der Fall, berechnet sich der monatliche Beitrag am Gehalt der Eltern sowie der Anzahl der Kinder, die die Schule besuchen und liegt meist bei höchstens 150 Euro.

Ist das was für mein Kind?

Jedes Kind hat hier die Möglichkeit, nachhaltige Erfahrungen zu sammeln. Jedoch wird nicht auf Leistungsrückmeldungen oder Frontalunterricht verzichtet, was für Kinder, die an Regelschulen nicht gut zurechtkommen, problematisch sein könnte.

Linktipps:

► Alles über die Club of Rome-Schulen finden Sie hier: www.club-of-rome-schulen.org

8. Mehlhornschule/ BIP Kreativitätsschulen: Jedes Kind ist begabt

Die Mehlhornschulen beziehungsweise BIP Kreativitätsschulen sind relativ jung. Erst 1997 wurde die erste Schule mit dem Konzept von Gerlinde und Hans-Georg Mehlhorn gegründet.

BIP steht für Begabung, Intelligenz und Persönlichkeit, diese sollen in dieser Schulform speziell gefördert werden. Ihr Ziel ist die „Heranbildung von schöpferischen Menschen, die alle derzeitigen und teilweise noch unbekannten künftigen Anforderungen unserer Lebenswelt erfolgreich bewältigen können.“ (Quelle: www.bip-mehlhornschulen.de)

Dafür wird der staatliche Lehrplan um die Fächer bildkünstlerisches Gestalten, musikalisches Gestalten, Tanz/Bewegung, Darstellendes Spiel, Sprachliches Gestalten, Schach, Informatik, Englisch sowie zwei weitere Fremdsprachen, von denen eine nichteuropäisch ist, erweitert. Zusätzlich sind die Kinder verpflichtet, ab der ersten Klasse außerhalb der Schule ein Musikinstrument zu erlernen.

In den Fächern Deutsch und Mathematik gibt es bereits im ersten Schuljahr Noten. Ab dem dritten Schuljahr in allen Fächern. Erreicht ein Kind Zensuren schlechter als 2, werden Fördermaßnahmen ergriffen. Eine 3 gilt bereits als negativ, da sie den Übergang auf das Gymnasium verhindern kann.

Die Kinder erhalten täglich oder wöchentlich Entwicklungsergebnisse, die verdeutlichen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten sie erworben haben. Auf diese Weise sollen Stolz und Leistungswille bei den Kindern geweckt werden.

Alle Mehlhornschulen sind Ganztagsschulen und haben Kernzeiten zwischen circa 8 und 16 Uhr. Zusätzlich geht das Betreuungsangebot bis 18 Uhr. An einem Tag in der Woche ist der Unterricht bis 13 Uhr verkürzt, damit die Kinder Zeit haben, ein Instrument zu erlernen.

Welche Abschlüsse kann mein Kind erreichen?

Der angestrebte Abschluss in der Mehlhornpädagogik ist das Abitur. Deshalb gibt es nur Grundschulen und Gymnasien mit dem BIP Kreativitätskonzept.

Was kostet der Besuch einer Mehlhornschule?

Mehlhornschulen sind Privatschulen und erheben einen monatlichen Beitrag. Dieser setzt sich aus Schulgeld, Kreativitätszuschlag und Hortgeld zusammen. Je nach Region sind diese Kosten sehr unterschiedlich. Die Beiträge fallen etwas höher als an anderen freien Schulen aus, da jede Klasse zwei Lehrer und zwei Klassenräume hat.

Ist das was für mein Kind?

Leistung und Förderung werden an dieser Schule großgeschrieben. Einige Kinder kommen damit wunderbar klar, für andere ist das leider nichts. Ist Ihr Kind sehr wissbegierig und ausdauernd, ist diese Schulform möglicherweise perfekt. Reagiert es eher sensibel auf Leistungsdruck und fühlt sich schnell überfordert, könnte es Schwierigkeiten haben. Das Gymnasium ist nun mal nicht für jedes Kind die beste Schulform. Nutzen Sie den Tag der offenen Tür, um sich einen eigenen Eindruck dieser Schulform zu machen.

Linktipps:

► Mehr Infos zur Mehlhornschule: www.bip-mehlhornschulen.de

9. Weitere alternative Schulformen in Deutschland und Wissenswertes

Neben diesen bekannten alternativen Schulformen gibt es noch weitere Einrichtungen, die sich auf ganz unterschiedliche Lern- und Lehrkonzepte spezialisiert haben. Eine Übersicht finden Sie hier: https://www.freie-alternativschulen.de/

Wechsel von der freien Schule auf eine Regelschule

Wie ist es für Schüler, die von einer freien Schule (mit alternativ-pädagogischem Konzept) auf eine Regelschule wechseln? Von der freien Schule ins Oberstufen-Gymnasium – ein Interview mit Emma.

10. Die richtige Schule finden

Sie haben nun hoffentlich einen Überblick über die verschiedenen alternativen Schulformen in Deutschland bekommen. Um herauszufinden, welche Schulen es in Ihrer Nähe gibt, können Sie folgende Seiten nutzen:

Mehr zum Thema finden Sie im kostenlosen eBook Ratgeber SchulwahlMit Tipps und Tricks, wie Sie die richtige Schule finden und die Schulzeit meistern.

Um eine ausgewählte Schule auf Herz und Nieren zu prüfen, empfehlen wir Ihnen die Checkliste, die Sie im Schulwahl-Ratgeber finden. Packen Sie sie zur nächsten Schulbesichtigung als Gedankenstütze und Entscheidungshelfer ein.

Sind Sie doch auf der Suche nach einer staatlichen Schule und wissen noch nicht, welche Schulform die richtige sein könnte? Hier haben wir einen Überblick für Sie: Welche Schulform für mein Kind?

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.