Sprachferien für Kinder – Worauf ist zu achten?

Katharina Looks

Sprachferien heißt für viele Kinder Spaß. Doch das gilt längst nicht für alle
© Travelworks

Sprachreisen sind längst nicht mehr nur Jugendlichen vorbehalten. Immer mehr junge Schüler zieht es ins Ausland. Doch sind Sprachferien wirklich für jedes Kind geeignet und worauf sollten Eltern achten?

Für viele Unternehmen sind sehr gute Englischkenntnisse bei der Auswahl von Bewerbern ein Muss, eine zweite Fremdsprache gehört mittlerweile zum guten Ton. Kultusministerkonferenz und Europäischer Rat unterstützen diese Entwicklung und empfehlen, Kinder so früh wie möglich an andere Sprachen heranzuführen.

Sprachferien für Kinder: Schon in der Grundschule ein Thema

Immer mehr Eltern folgen diesem Rat und schicken ihre Kinder schon früh in die Sprachferien. Laut dem Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter (FDSV) waren von 160.000 Sprachreisenden im Jahr 2013 rund 15 % zwischen sechs und 13 Jahre alt.

Viele Möglichkeiten, viele Angebote: Doch das A und O ist Spaß!

Auf diese Nachfrage reagieren natürlich auch die Reise-Veranstalter. So bietet TravelWorks beispielsweise mittlerweile auch vergleichsweise kurze (ein bis vier Wochen) Sprachferien für Kinder in Berlin oder Limburg an. Durch die Teilnahme von englischen, spanischen oder französischen Schülern und gemeinsamen Ausflügen, Workshops und Sprachkursen bringen sich die Sprachreisenden gegenseitig Vokabeln und Redewendungen bei; Tandem-Lernen heißt das in der Fachsprache. Und Berlin ist im günstigsten Fall gar nicht weit weg von zu Hause.

Wer sich schon zutraut, etwas weiter weg zu reisen, kann sogenannte Sprachcamps in England, Spanien oder Frankreich besuchen und hier mit Schülern verschiedenster Kulturen über mehrere Ferien-Wochen zusammenleben. Sprachkurse, Ausflüge und Sportaktivitäten bieten bei vielen Veranstaltern ein abwechslungsreiches Rundum-Paket, das wirklich Spaß machen kann und nicht nur zusätzlich Stress für die Kinder bedeutet.

Doch das sind nur zwei der Möglichkeiten, die sich heute in puncto Sprachferien für Kinder bieten. Der FDSV geht von insgesamt rund 140 Sprachreise-Anbietern aus. Nur knapp die Hälfte von ihnen ist professionell unterwegs, dazu gehören unter anderem TravelWorksOffaehrte und Berlitz. Eine Übersicht finden Sie auf fdsv.de.

Sind Sprachferien für mein Kind eine gute Idee? Eltern unter Druck

Und so bedeutet die zunehmende Internationalisierung auch Druck für viele Eltern. Kann ich mein Kind schon ins Ausland schicken? Welchem Anbieter kann ich vertrauen? Wir verraten Ihnen, worauf Sie bei der Wahl eines Angebots achten müssen, für welche Kinder sich die Sprachferien lohnen und wann es heißt, lieber noch etwas zu warten.

Auf geht´s – Für diese Kinder machen Sprachferien Sinn:

  • Gute Schüler: Viele Eltern gehen davon aus, dass Kinder durch eine zweiwöchige Sprachreise in den Ferien ihre Noten schnell und einfach verbessern können. Ein Trugschluss: Sprachferien sind nämlich vor allem für gute Schüler geeignet, ihre Noten weiter zu verbessern. Sie fühlen sich meist schon wohl im Umgang mit der Sprache und haben weniger Scheu, mit Kindern aus anderen Ländern in Kontakt zu treten.
  • Schüchterne Schüler mit Talent: Helfen können Sprachferien auch den Kindern, denen es schwerfällt, sich im Unterricht zu melden – aber dennoch ein Faible für die Sprache haben. Ein kurzer Auslandsaufenthalt im anderen Land kann unterstützen, Sprachbarrieren zu überwinden. Schön sind hier auch Tandem-Angebote: Hier lehren sich Schüler gegenseitig die jeweils fremde Sprache und sehen, dass es auch für andere schwierig sein kann, sich Vokabeln und Grammatik zu merken. Ist das Selbstbewusstsein gestärkt, klappt´s auch mit den Noten zuhause gleich viel besser. Oft erwarten Kinder einfach viel zu viel von sich selbst.
  • Schwer zu motivierende Kinder: Sprachferien eignen sich auch gut für Kinder, die eher unmotiviert sind, Vokabeln zu lernen. Für sie macht es wahrscheinlich mehr Sinn, wenn sie ganz nebenbei ihre Sprachkenntnisse verbessern, zum Beispiel beim Fußballspielen. In diesem Fall sollten Sie explizit darauf achten, dass das Sprach-Angebot auf „Lernen mit Spaß“ ausgerichtet ist. Generell ist es positiv, wenn Sprachferien für Kinder große Teile vom spielerischen Lernen beinhalten – denn wer opfert schon gern seine Ferien, um wieder die Schulbank zu drücken?
  • Offene Kinder: Generell sollten die Schüler, die in den Ferien an einer Sprachreise teilnehmen, offen sein und selbst Lust haben, ein fremdes Land und eine andere Kultur kennenzulernen. Denn das ist – neben dem Sprachaspekt – das weitere wichtige Motiv für einen Auslandsaufenthalt. Kinder lernen durch eine Sprachreise schnell, auf eigenen Beinen zu stehen und stärken ihr Selbstbewusstsein. Ob Ihr Kind dazu bereit ist, bekommen Sie häufig sehr schnell heraus: Wenn es gern bei anderen übernachtet (nicht nur bei dem besten Freund oder bei Oma und Opa) und sich auf die nächste Klassenreise richtig freut, scheint Ihr Kind wirklich Spaß daran zu haben, mal ein paar Nächte nicht zu Hause zu schlafen.

Vorsicht – Hier sind Sprachferien nur bedingt zu empfehlen:

  • Kinder mit Heimweh: Hat Ihr Kind schnell Heimweh und ist es generell ein eher ängstlicher Typ, dann könnten Sprachferien genau das Falsche sein – hier treffen die Teilnehmer nämlich nicht nur auf fremde Personen, sondern auch auf eine fremde Sprache. Das könnte sich für viele Schüler schrecklich anfühlen. Generell lernen Kinder am besten, wenn sie begeistert und interessiert sind (>Whitepaper Lernmotivation). Das liegt daran, dass im Gehirn Informationen mit Gefühlen verknüpft und so langfristig gespeichert werden. Hat Ihr Kind also Angst vor neuen Situationen, würde es womöglich noch mehr Scheu und Barrieren entwickeln. In diesem Fall wäre es wohl sinnvoller, gemeinsam als Familie einen Trip ins Ausland zu planen und die Kinder so langsam an Neues zu gewöhnen. Auch könnte es von Vorteil sein, wenn der Schüler mit Freunden an den Sprachferien teilnimmt – wobei hier die Gefahr groß ist, dass sich nur auf Deutsch unterhalten wird.
  • Kinder, die sich selbst noch nicht viel zutrauen:  Wie selbstständig ist Ihr Kind schon im Alltag? Hat es Scheu davor, auch mal alleine unterwegs zu sein oder bestimmte Sachen wie Einkäufe zu erledigen? Traut es sich, aktiv nach Hilfe zu suchen und Probleme in einer Gruppe anzusprechen? Dies sollte gegeben sein, damit eine Sprachreise auch wirklich als positives Erlebnis wahrgenommen wird.
  • Kurze Sprachreisen sind nicht DIE Lösung von Schulproblemen. Sind die Noten schlecht und sollen schnell verbessert werden, bringt ein kurzer Aufenthalt im Ausland meist gar nichts. Bei Sprachferien von bis zu dreiwöchiger Dauer geht es eher darum, Selbstbewusstsein zu tanken, Sprachbarrieren zu überwinden und neue Kulturen kennenzulernen. Also Vorsicht vor Anbietern, die mit einer schnellen Verbesserung der Noten um eine oder zwei Zensuren werben. Das sollte nicht im Vordergrund stehen! Bei schlechten Noten ist punktuelle Nachhilfe bei einem geeigneten Anbieter also besser geeignet. Doch auch Sie als Eltern können helfen, Ihrem Kind die Sprache auf andere Art und Weise näherzubringen. Lesen Sie beispielsweise ab und an ein einfaches, englisches Buch oder schauen Sie einen englischen Film, der speziell für Schüler gemacht ist (Kreative Lernmethoden für Schüler).

Worauf Sie bei der Wahl von Sprachferien für Kinder achten sollten:

  • Fragen Sie sich vorab immer, welches Angebot zu Ihrem Kind passt, wo die Probleme und Stärken liegen und was eigentlich mit der Reise bezweckt werden soll.
  • Achten Sie auf die Reisebeschreibung des Veranstalters: Je präziser die Details, desto besser. Außerdem gehören AGBs und ein Versicherungsschutz ebenso zu einem seriösen Veranstalter wie die Erreichbarkeit: Rufen Sie also unbedingt auch mal beim Anbieter an und/oder vereinbaren Sie ein Beratungsgespräch. Worauf der Ansprechpartner auf jeden Fall eine Antwort parat haben sollte, ist die Frage nach den Unterrichtsstunden, den Betreuern und welche Leistungen ganz allgemein im Preis eingeschlossen sind.
  • Generell sollten Sie darauf achten, dass die Lehrer nicht ausschließlich Muttersprachler sind, sondern auch Pädagogen und deutschsprachige Mitarbeiter greifbar sind – so ist immer jemand „Bekanntes“ da, wenn´s mal Heimweh geben sollte. Das Positive an Muttersprachlern als Lehrer: Sie kennen meist die Umgangssprache, wissen viel über Kultur und Lebensweise und können das fremde Land den Schülern so viel besser näherbringen.
  • Je jünger das Kind, desto weniger sollte es allein sein. Sie sollten deshalb darauf achten, dass genügend Betreuer zur Verfügung stehen.
  • Die Lerngruppe, die an den Sprachferien teilnimmt, sollte nicht mehr als 15 Schüler umfassen.
  • Besonders effektiv ist die Sprachreise, wenn unterschiedliche Nationalitäten zusammenkommen – auch wenn´s erst einmal komisch ist, sich nicht ausschließlich in der eigenen Sprache unterhalten zu können. So bleiben deutsche Schüler nämlich nicht nur unter sich, sondern können sich mit anderen austauschen.

Gut zu wissen: Laut FDSV beträgt die durchschnittliche Dauer einer Sprachreise 2,2 Wochen und kostet im Durchschnitt 1.205 Euro.

Alle Artikel zum Thema Lernen in den Ferien mit vielen Tipps gibt´s hier: Übersicht Lerntipps für die Ferien

Mehr zum Thema Sprachen lernen in den Ferien: Interview mit Reiseveranstalter TravelWorks

Katharina Looks

Katharina Looks ist Brand Manager und Redakteurin bei scoyo. Ihr Herzensthema ist es, mehr Leichtigkeit in den Familien-Schul-Alltag zu bringen und Impulse für eine entspannte Lernatmosphäre zu setzen.